#4 Gestalten statt verwalten: Klimaforschung, KI und die Studierenden von morgen
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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge.
00:00:03: Ich bin Marlene Bruckner und ich bin heute eine Stunde und zehn Minuten von München nach Augsburg gefahren, um meinen heutigen Gast kennenzulernen.
00:00:11: Ich bin schon ganz aufgeregt und gespannt auf dieses Gespräch.
00:00:15: Ich bin nämlich in der Uni
00:00:17: Augsburg.
00:00:18: Ich war hier noch nie, aber ja, es ist sehr idyllisch.
00:00:21: Ich habe heute schon gesehen, es ist ein sehr schöner Herbsttag.
00:00:24: Die Studenten und Studentinnen stehen draußen an der Tram, wo ich vorbeigelaufen bin.
00:00:28: Die Stimmung ist gut.
00:00:30: Und ich spreche nämlich heute mit der Präsidentin der Universität Augsburg, nämlich Prof.
00:00:35: Dr.
00:00:36: Sabine Döring-Mannthäufel.
00:00:38: Hallo.
00:00:39: Ja, hallo, Frau Bruckner.
00:00:40: Ich freue mich auch sehr auf das Gespräch.
00:00:42: Ich habe gelesen, Sie sind seit Zwei-Tausend-Elf Präsidentin der Universität Augsburg und ich habe... auch gelesen, dass sie die erste Präsidentin sind einer staatlichen Universität in Bayern.
00:00:53: Ist das richtig?
00:00:53: Das ist richtig, Frau Bruckner.
00:00:55: Und ich bin bis auf den heutigen Tag die einzige Präsidentin einer staatlichen Universität in Bayern.
00:01:01: Hatte das denn für Sie eine besondere Bedeutung?
00:01:03: Beziehungsweise?
00:01:04: hat das für Sie eine Bedeutung?
00:01:06: Oder sind Sie da eher gleichgültig eingestellt, dass Sie sagen, na ja, ist mir eigentlich egal?
00:01:10: Oder sehen Sie schon auch die Verantwortung für andere?
00:01:13: Weil ich meine Frauen im Bildungswesen, das hat man sich ja hart erkennen.
00:01:17: Sie sind Präsidentin.
00:01:19: Das ist ja schon was sehr Großes.
00:01:20: Ja, also ... Ich bin mir natürlich schon darüber im Klaren gewesen, dass ich so eine Art Rollenmodell bin.
00:01:27: Für andere Frauen, die sich auch gerne für eine solche Position zur Verfügung stellen würden.
00:01:33: Auf der anderen Seite, wenn Sie mich so persönlich fragen, ich selber war schon längere Zeit in der Hochschulpolitik.
00:01:39: Ich war vorher schon jahrelang Dekan in meiner Fakultät und hatte auch schon andere Funktionen.
00:01:44: Und wenn ich das auch gleich mal einwerfen darf, ich würde niemandem raten, das Atok zu versuchen.
00:01:51: ein längerer Weg.
00:01:52: Der hat bei mir fast ja zwanzig Jahre gedauert.
00:01:55: Sie sind seit fünfzehn Jahren Präsidentin.
00:01:57: Können Sie mal so ein bisschen einen Rundumschlag geben von Ihrem Werdegang?
00:02:01: Mein Werdegang davor, den kann ich vielleicht ganz kurz umreißen.
00:02:04: Ich habe an der Universität Köln studiert.
00:02:08: Völkerkunde, wie das damals noch so heißt, außereuropäische Ethnologie, das geht schon auf die späten siebziger Jahre zurück.
00:02:16: Ich habe davor ein Praktikum gemacht am Römisch-Germanischen Museum in Köln, weil ich auch Interesse an der provincial-römischen Archäologie hatte.
00:02:25: Und habe mich dann aber für die Völkerkunde entschieden mit unterschiedlichen Nebenfächern, Politikwissenschaften und zunächst Geschichtswissenschaften.
00:02:34: Und später habe ich dann noch europäische Ethnologie an der Universität Bonn studiert.
00:02:39: Das hat funktioniert.
00:02:40: Man konnte zu der Zeit an zwei Universitäten gleichzeitig studieren.
00:02:44: Das war natürlich eine spannende Sache.
00:02:46: Und nach meiner Studienzeit habe ich eine Assistentenstelle bekommen an der Universität Bonn in Wiede, einem anderen Fach, nämlich im Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, was also relativ weit weg von meiner jetzigen Position ist und habe dann verschiedene Projekte gemacht, unter anderem ein Großprojekt, was mich ein bisschen Zeit gekostet hat, nämlich das Großprojekt Erforschung der Lebenserinnerungen an die innerdeutsche Grenze.
00:03:16: Zwischen in den Sieben und Achtzig, Achtung, und in den Neunzehnten.
00:03:20: Also zu einer Zeit, als die Grenze noch geschlossen war.
00:03:25: Und im Jahr Sieben und Achtzig noch fast niemand daran geglaubt hat, dass die Grenze mal aufgeht.
00:03:32: Ich hab das mit einem Göttinger Kollegen zusammengemacht.
00:03:35: Wir haben Lebenserinnerungen gesammelt von der innerdeutschen Grenze, natürlich von der Westseite, von Travemünde bis Hof und sind die ganze Strecke zweimal abgefahren, also an faktisch in jedem Dorf.
00:03:45: Das hat natürlich Zeit gekostet.
00:03:47: Und als die Grenze dann aufging, hatten wir ein schönes Buchberat.
00:03:50: Grenzgeschichten heißt das Geschichte aus dem Deutschen Niemandsland und ist dann, ähm, oneinzehntneunzig erschienen.
00:03:58: Das ist so die Vorgeschichte.
00:03:59: Dann habe ich ein zweites Buch in der Zeit, nämlich eine Habilitationsschrift, fertiggestellt.
00:04:06: Die Eifel Geschichte einer Landschaft.
00:04:07: Da geht es darum, dass eine, ja, abgelegene Region über hundert Jahre ... in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung verfolgt wird, von eighteenhundert und zwanzig bis neunzehundert und vierzehn.
00:04:22: Diese Arbeit habe ich fertiggestellt.
00:04:24: dann und als sie gerade fertig war, habe ich den Ruf nach Augsburg
00:04:28: gekommen.
00:04:29: Wie kann man sich das vorstellen?
00:04:30: Also sie wurden da ... angefragt sozusagen.
00:04:33: Sie wurden wirklich gewohnt.
00:04:33: In dem Fall, ja, normalerweise wird man eigentlich nicht angefragt.
00:04:37: Aber in dem Fall war es eine etwas tragische Sondersituation.
00:04:41: Mein Vorgänger ist im Amt verunglückt.
00:04:44: Und zu der Zeit suchte man jemand für die Vertretung.
00:04:48: Es waren sehr viele Studierende hier.
00:04:51: Und ich war eben sozusagen frei.
00:04:54: Und in dem Fall hat man mich dann angefragt für die Vertretung.
00:04:58: Und als die Zeit der Vertretung dann rum war, die Stelle dann ausgeschrieben wurde, habe ich mich auf diese Stelle beworben und bin dann in Augsburg geblieben.
00:05:06: Und wie kam es dann dazu, dass Sie zu Präsidentin ... Man wird gewählt, das ist richtig.
00:05:10: Man
00:05:11: wird gewählt, ja, ja.
00:05:12: Also es ist eben so gewesen, was ich vorhin schon sagte.
00:05:15: Ich habe mich von Anfang an für Hochschulpolitik interessiert, seitdem ich hier in Augsburg war und fand, dass auch ... eine interessante Universität.
00:05:25: Es war eine Neugründung.
00:05:27: Ich kam von großen alten Universitäten mit einer ganz anderen Ausstattung.
00:05:32: Köln hatte zu der Zeit vielleicht fünfvierzigtausend Studierende, Bonn ungefähr auch.
00:05:37: Also es war eigentlich ein riesiger Bildungsraum, der sich da aufgetan hat und in Augsburg war es vielleicht.
00:05:44: weiß ich nicht, sechs, sieben, achttausend.
00:05:46: Also in einer völlig andere Situation.
00:05:49: Als ich nach Augsburg kam, war die Augsburg, die Universität Augsburg, ungefähr zwanzig Jahre alt.
00:05:55: Und ich kam von Universitäten, die schon eine viel längere Zeit auf dem Buckel hatten, mit einer ganz anderen Ausstattung und Infrastruktur.
00:06:03: Aber was mich hier gelockt hat und später dann auch gehalten hat, ich hab einen Ruf nach Münster gehabt zwischendrin, war die besondere ... Möglichkeit hier etwas zu gestalten.
00:06:15: Das haben sie so an großen alten Universitäten nicht zumal nicht in meinen Fächern.
00:06:22: Und das hat mich interessiert.
00:06:24: Das Feld war sozusagen offen, wenn man das mal so sagen will.
00:06:28: Und ich konnte relativ früh Erfahrung sammeln hier in den Gremien.
00:06:32: Wie funktioniert das?
00:06:33: Und konnte auch viele Fächer kennenlernen.
00:06:35: Die Uni war ja nicht so groß.
00:06:37: Man hat relativ schnell Kolleginnen und Kollegen kennengelernt.
00:06:41: Und ich sah wahrscheinlich schon relativ früh eine Perspektive für mich, dass ich irgendwann mal stärker in die Hochschulpolitik einen treten werde.
00:06:51: Und ich hatte große Projekte hinter mir und hab dann gedacht, so, jetzt bist du so in einem gewissen Alter.
00:06:59: Jetzt könntest du eigentlich auch mal stärker in die Hochschulpolitik einsteigen.
00:07:04: Dann passierte erneut ein tragischer Fall.
00:07:08: Nämlich der damalige Präsident, mit dem ich gut bekannt war, Herr Bodke, verstarb ebenfalls im Amt.
00:07:15: Und von jetzt auf gleich, im Jahr ... ich weiß es noch für heute im August ... war klar, die Uni brauchte jemand Neues.
00:07:25: Und aus unterschiedlichen Gründen ... Ich war die einzige Dikanin zu dieser Zeit.
00:07:31: Aus unterschiedlichen Gründen ... gab es in meiner Altersgruppe, die in Frage gekommen wäre für so ein Amt, eigentlich niemand, der einen Finger gehoben hat.
00:07:43: Und Wochen vor seinem Tod hatte mich der damalige Präsident Bodke bereits gefragt, ob ich bereit wäre, für seine Nachfolge zu kandidieren, wenn er mal regulär aus dem Amt ausscheidet.
00:07:57: Nun ging das alles viel schneller.
00:07:59: Und ich musste mich ... innerlich auch, natürlich, über kurze Lange, entscheide, mache ich das jetzt.
00:08:05: Steige ich wirklich aus dem Fach aus, mache ich das jetzt, gehe ich das Risiko ein.
00:08:11: Gut, ich hatte andererseits auch nichts zu verlieren.
00:08:13: Es gab einen Gegenkandidaten, der war wesentlich älter als ich.
00:08:17: Und mir war ziemlich klar, dass das wahrscheinlich auf mich fallen würde.
00:08:24: So war es dann auch.
00:08:25: Und ich glaube, es war ... fast gar nicht mehr welcher Monat, das war im Oktober, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, Jahrzehnte, eine von sieben Fakultäten damals ... in die Gesamtverantwortung.
00:09:02: Ja.
00:09:02: Eine Universität ist schon ... Ich war nie viel zur Präsidentin.
00:09:07: Das kam ja gar nicht mehr in Frage in diesem Kontext.
00:09:11: Und bin dann also eines schönen Tages in das Präsidium gestapft, sozusagen.
00:09:16: Und dann musste ich halt gucken.
00:09:18: Ja, ich kann mir vorstellen, dass man da auch sehr viel Selbstbewusstsein braucht.
00:09:22: Beziehungsweise, dass man weiß, was man kann und was man sich zutraut.
00:09:26: Und wenn man googelt, was macht denn eigentlich eine Präsidentin der Universität?
00:09:31: Weil ich glaube, dass das vielleicht nicht jedem so bewusst ist, dann geht es ja schon viel um die strategische Ausrichtung der Universität.
00:09:37: Es geht aber auch auf die visionäre Ausrichtung, nämlich was hat man für Visionen für die Zukunft?
00:09:43: Das ist ja auch was Kreatives, kann ich mir vorstellen.
00:09:45: Man muss ja um die Ecke denken, man darf ja nicht in der Gegenwart verweilen, sondern man muss immer schon mit einem Fuß in der Zukunft sein.
00:09:52: Würden Sie sagen, das war was, was Ihnen in die Wiege legt?
00:09:55: oder mussten sie sich das erste bisschen erarbeiten, so auch dieses visionäre Denken?
00:10:00: Also... Vielleicht muss ich da so ein bisschen auf meine Sondersituation hinweisen.
00:10:05: Das ist mir tatsächlich buchstäblich in die Wiege gelegt worden, weil ich bin auf einer Forschungsstation aufgewachsen.
00:10:10: Aha, okay.
00:10:11: Und das macht, glaube ich, schon einen gewissen Unterschied.
00:10:16: Ich bin auf einer agrarwissenschaftlichen Forschungsstation aufgewachsen der Universität Bonn in ehemaliges Klostergut, was zur Universität gehörte.
00:10:25: Mein Vater war Leiter dieser Forschungsstation und ich war von Kind an mit Forschung eigentlich eng verboben.
00:10:35: Auf diesem Gut waren Studierende aus aller Welt.
00:10:39: Es war eine enge Verbindung zur Universität.
00:10:41: Es kamen viele Besucher aus ganz Europa, aus Frankreich, aus Belgien.
00:10:45: Das ist ja alles Westdeutschland.
00:10:47: Wir sind ja hier in Süddeutschland.
00:10:49: Es sind Niederländer, Belgier, Britten, Iren, Franzosen.
00:10:53: Also insofern war das ein internationaler Betrieb.
00:10:57: Und es ging nur um Forschung.
00:11:00: Und insofern aber naturwissenschaftliche Forschung.
00:11:03: Das war Bodentin, Mie und Pflanzenkunde in jeder Richtung und Fragen der Tierzucht und Tierkrankheiten und all diese ganzen Dinge.
00:11:15: Das nimmt man in sich auf.
00:11:19: Aber ich selber bin ja nicht in die Naturwissenschaften gegangen, obwohl ich das eine Weide lang überlegt hat, aber ich das machen soll.
00:11:26: Am ehesten, wenn in die Tiermedizin.
00:11:29: Aber mich zog es dann noch mal in so ein exotisches Fach, wie meine Brüder übrigens auch.
00:11:36: Ah
00:11:36: ja, auch Forscher.
00:11:37: Nee, das sind keine Forscher, mein ältester Bruder.
00:11:41: Der ist Sportwissenschaftler mit der Ausrichtung damals Bewegungstheater und Artistik.
00:11:46: Und mein jüngerer Bruder ist Klavier- und Orgelbauer.
00:11:50: Toll.
00:11:51: Also,
00:11:51: alle so spezielle Berufe?
00:11:53: Ja, das sind alles Nischenberufe.
00:11:55: Also, offenkundig sind wir Spezialisten für Nischenberufe.
00:11:59: Und das kann ich übrigens auch nur empfehlen.
00:12:02: In Nischenberufen kommt man manchmal sogar weiter als in etablierten Fächern, wo sich ganz, ganz viele um etwas bemühen.
00:12:12: In den Nischen muss man natürlich eine gewisse Neigung und Leidenschaft auch für so was mitbringen.
00:12:17: Aber es ist dann schon ... Man hat dann auch irgendwie andere Möglichkeiten.
00:12:23: Meine Mutter kommt aus dem bürmischen Kunsthandwerk, die kommt aus einer Porzellanmalas-Familie, und daher kommt es zu einem gewisser künstlerischer Bereich, wo Vater ist, ein harter Naturwissenschaftler gewesen.
00:12:35: Also diese Mischung hat es dann irgendwie gemacht.
00:12:38: Und deswegen in der Tat, also eine universitäre Laufbahn ist mir wahrscheinlich schon in die Wiege gelegt worden, vielleicht eben auch zum Unterschied zu vielen anderen, das muss man mal ganz ehrlich sagen, da ist der Weg leichter.
00:12:55: Das ist... Einfach eine gewisse Ungerechtigkeit, die man auch jetzt von der anderen Seite her sicherlich auch bedauern kann.
00:13:04: Aber gut, in dem Moment war das für mich ein Vorteil.
00:13:09: Und wenn Sie erst auf die letzten fünfzehn Jahre zurückblicken.
00:13:12: Was waren denn die größten Herausforderungen für Sie?
00:13:14: Aber was waren auch die größten Chancen?
00:13:16: Und in welcher Momente sind Ihnen denn so besonders im Gedächtnis geblieben?
00:13:21: Also Sie werden ja schon gemerkt haben, ich gehöre zu den Gestaltern.
00:13:24: Ja.
00:13:24: Also ich gehöre nicht zu denjenigen, die was wegadministrieren, sondern mich hat von Anfang an die Gestaltung einer Universität Interessiert, was kann man aus so einer Neugrundungsuniversität, die ja noch nicht so festgefügt ist in ihren Strukturen, was kann man da... natürlich mit anderen zusammen, dass sowas können sie niemals allein.
00:13:51: Das muss man sich glaube ich auch klar machen.
00:13:54: Sie brauchen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die müssen sie ganz schnell suchen.
00:13:59: Das sind bewegte Leute, von denen gab es hier etliche, das war glaube ich schon ein Vorteil, die auch oft in Nischenfächern unterwegs waren und die hier auch in Augsburg irgendwie gelandet waren.
00:14:11: Und was kann man aus so einer Universität machen?
00:14:15: Jetzt haben Sie schon ein bisschen was von meinem Lebenslauf gehört.
00:14:18: Im Jahre Zwei-Tausend-Eilf habe ich eine Grundsatzrede gehalten zum Amtsantritt, die völlig was anderes war, als das, was bisher an dieser Universität an Entwicklungen und Potenzialen aufgebaut wurde.
00:14:32: Dass alles gut war bis dahin, die Infrastruktur war gut.
00:14:36: Aber mir schwebte was anderes vor.
00:14:39: Und zwar schwebte mir ein Denken in Netzwerken vor.
00:14:42: Also nicht nur die klassischen Disziplinen, sondern die Verknüpfung dieser Disziplinen über Zentren, die existenzielle Themen adressieren.
00:14:53: Gesundheit, Umwelt, Klima, und, und, und.
00:14:57: Und wir haben bereits, zwei Tausend Elf, zwölf darüber nachgedacht, wie können wir solche Profilschärfungen vornehmen für so eine kleinere Universität und können dann über solche Netzwerke und so Profilknoten, können wir die Universität wesentlich stärker in bestimmte Richtungen lenken.
00:15:18: Das haben wir dann sofort in Angriff genommen.
00:15:21: Ich hatte Glück, hatte drei wirklich gute Mitstreiter, Axel Thuma, der heute wieder viel zu Präsident ist, Wolfgang Reif und Werner Schneider.
00:15:31: mit den drei konnte ich diese Idee verwirklichen.
00:15:35: Die haben da mitgezogen.
00:15:36: Super.
00:15:37: Und das ging ziemlich schnell, dass wir angefangen haben.
00:15:41: zuerst das Gesundheitsnetzwerk, dann haben wir später ... Bis auf den heutigen Tag, das letzte, das Klimanetzwerk, haben wir erst ... ... ja, und dann kam etwas dazwischen, womit wir alle nicht gerechnet haben.
00:16:00: Nämlich Haus Seehofer, es war bekannt, hatte ... ... ich war gerade drei Semester im Amt, dann ... Erzählt der in seiner Regierungserklärung im November.
00:16:20: Wir werden Flächen und Personal aufbauen zur Gründung einer medizinischen Fakultät in Augsburg, die dann wiederum die Voraussetzung ist, aus einem großen zentralen Klinikum einen Universitätsklinikum zu machen.
00:16:33: Ich habe das im Radio gehört.
00:16:35: und dachte, das kann ja heiter werden.
00:16:39: Wir haben keinen einzigen Mediziner an dieser Universität.
00:16:44: Wie sollen wir denn ein Konzept für so ein Großprojekt, für den Wissenschaftsrat, aufbauen, wenn wir null Expertise in dem Bereich haben?
00:16:56: Natürlich war die Expertise im Klinikum, aber eine medizinische Fakultät, die Forschung, Lehre, Personalaufbau, Infrastruktur.
00:17:05: aufbauen muss, war natürlich, waren wir gefragt.
00:17:09: Das war ganz klar.
00:17:10: Das Ministerium hatte einen Lenkungsausschuss gebildet und wir haben Arbeitsgruppen gebildet.
00:17:15: Und ich habe im Jahr zehntausend dreizehn gedacht, so, das ist jetzt entweder Chance oder Untergang, da kann man sich jetzt aussuchen, wo es rausgeht.
00:17:25: Und ich habe gedacht, ich habe irgendwie so viel Hintergrund in Forschungsfragen, und zwar in unterschiedlichen Disziplinen, sowohl Naturwissenschaften als auch Geistes- und Sozial- und Kulturwissenschaften.
00:17:40: dass ich den Vorsitz dieser Forschungskommission selber übernehme.
00:17:44: Wenn das schief geht, bin ich wieder draußen aus dem Ganzen.
00:17:49: Das war ja irgendwie klar.
00:17:51: Wenn das schief geht, war das klar.
00:17:54: Dieses Projekt wird dann nicht mehr meines sein.
00:17:59: Aber auch in dem Kontext fanden sich inspirierte Leute.
00:18:04: Und ich sehe mich heute noch das Sitzen mit Jens Söndgen, der ist heute der Direktor unseres Wissenschaftszentrums Umwelt, ein Philosoph und Chemiker und eine Verwaltungskraft, die mir immer auffiel als besonders schlau und inspirierend, Marina Passi, mit den beiden saß ich dann in meinem Büro.
00:18:29: Und dachte so, was machen wir jetzt?
00:18:32: Wie kommen wir auf gute Forschungsprojekte, die sowohl den Wissenschaftsrat überzeugen, als auch implementierbar sind in unseren Netzwerkgedanken an der Universität und da auch noch tragfähig an dieser medizinischen Fakultät.
00:18:49: Und da gibt es eine ganz einfache Lösung für sowas.
00:18:52: Wir haben es weltweit die besten Universitäten rausgesucht und haben geschaut, was die machen.
00:18:58: Also, das konnte irgendwie nicht verkehrt sein oder anders gesagt.
00:19:01: Nur Vorbilder suchen.
00:19:02: Anders gesagt, besser als die konnte man es ja nicht machen.
00:19:06: Also, wir haben all die großen besten weltweit Universitäten durchgescreent und haben dann überlegt, was davon können wir wirklich hier brauchen und was nicht.
00:19:17: Und was passt zu unserer Universität und was nicht?
00:19:20: Und da wir damals schon, was wir sehr entgegenkamen, in den Umwelt- und Klimawissenschaften groß waren, haben wir uns dazu entschieden, Umweltmedizin, haben auch einen eigenen Namen dafür entfunden, in Wahlen Mental Health Sciences.
00:19:34: als einen Schwerpunkt dem Wissenschaftsrat sozusagen zu präsentieren.
00:19:38: und der andere Schwerpunkt, der wurde uns von außen dann gerade, Medical Information Sciences, das sind die alle Datenrelevanten Disziplinen, Medizin, Informatik, wird man vielleicht sagen dazu.
00:19:52: Könnten Sie einmal kurz Umweltmedizin erklären?
00:19:56: Ja, also
00:19:56: Umweltmedizin kann ich gerne erklären.
00:19:58: Das ist auch eigentlich gar nicht so kompliziert.
00:20:01: Es wird ja sehr viel über schädliche Substanzen in der Umwelt gesprochen.
00:20:05: Früher war das ein Thema für die Arbeitsmedizin.
00:20:08: Da ging es um Innenraumschadstoffe, zum Beispiel bei den großen Hüttenwerken oder im Ruhrgebiet zum Beispiel, in Industrieanlagen.
00:20:20: dann wurde diese Art von Arbeitsmedizin nicht mehr so Arbeits- und Sozialmedizin hier saß.
00:20:26: War das nicht mehr so viel, sozusagen nötig.
00:20:30: Und wir hier hatten aber Faschungsstationen wiederum, Messstationen für umweltrelevante Luftanalysen.
00:20:44: Also Feinstaubbelastung in Innenstädten.
00:20:48: Wie sind Pollen belastet durch Ozoneinwirkungen und Ähnliches?
00:20:53: Das hatten wir hier schon an der Uni.
00:20:57: Muss man doch nur noch eins zu eins zusammenzählen und kommt dann drauf, dass diese Umweltfaktoren, die wir ja messen konnten, wo wir Daten hatten, mit dieser Medizin, nämlich Lungen, Heil, Kunde, Asthma, Allergien, all diese Dinge, denen man ja gewisse Umweltfaktoren zuschreibt.
00:21:17: zusammenbringen.
00:21:19: Und das machten dann Experten.
00:21:21: Wir sind ja keine Medizine.
00:21:23: Also wie, dass sich das genau anhören muss, so was.
00:21:27: Da braucht man auf jeden Fall Experten zu.
00:21:28: Wir waren natürlich nicht die einzigen, übrigens muss man auch deutlich sagen, das Ministerium war sehr hilfreich in diesem Kontext.
00:21:35: Die haben diesen Lenkungsausschuss mit internationalen Kapazitäten dann besetzt gehabt.
00:21:40: Ohne die geht natürlich gar nichts.
00:21:42: Das ist ganz klar.
00:21:43: Aber eine gewisse, also die Verantwortung für Lehre und Forschung lag schon an der Universität.
00:21:51: Und wir sind in das Risiko reingegangen mit zwei völlig neuen Fächern, also nicht mit den klassischen Disziplinen, Kardiologie, Orkologie.
00:22:00: Die sind da auch drin in diesem Konzept natürlich.
00:22:02: Das muss jedes Universitätsklinikum und jede Medizinfakultät heute leisten.
00:22:07: Auch Neurologie zum Beispiel, ein wichtiges Thema, was sich heute auch durchaus mit Umweltfaktoren verbinden lässt.
00:22:15: Alzheimer, Parkinson, all die Demänzerkrankungen werden ja auch mit Umweltfaktoren in Verbindung gebracht.
00:22:23: Also jedenfalls, eins zu eins rechnete sich da irgendwie zusammen und es musste ganz schnell gehen.
00:22:30: Weil Ministerpräsident Zihoffer auch darauf bestand, dass innerhalb der nächsten oder der damaligen Legislaturperiode dieses Projekt bitte schön jetzt durch den Wissenschaftsrat begutachtet werden muss.
00:22:42: Und man machte jetzt und das Votum dieses Wissenschaftsrates von diesem Votum machte man das in gewisser Weise abhängig.
00:22:49: Man hätte es vielleicht auch so gemacht, aber es war besser mit einer wissenschaftlichen Legitimation.
00:22:55: Ja, und dann begannen sehr, sehr arbeitsreiche Jahre.
00:22:59: Zwischen November und Februar, was nicht sehr lang war, haben wir wöchentlich hier im Haus an diesem Großprojekt gearbeitet.
00:23:13: Dann wurde dieser Antrag über das Ministerium an der Wissenschaft eingereicht.
00:23:17: Und an dem Tag, an dem das entschieden wurde, war ich außer Haus in Leipzig, stand auf einer Verkehrsinsel.
00:23:24: Und irgendeiner rief mich an und sagte, das ist durchgegangen.
00:23:28: Und zwar einstimmig.
00:23:30: Super.
00:23:31: Und dann dachte ich, lieber Himmel, das kann ja echt nicht wahr sein.
00:23:35: Ist doch ein tolles Gefühl,
00:23:36: oder?
00:23:36: Ja, das war mit eines der besten Gefühle überhaupt in meiner ganzen Laufbahn.
00:23:41: Das kann man sich natürlich.
00:23:43: Wir wussten, was das heißt.
00:23:44: Also Personalaufbau über hundert Professorinnen.
00:23:48: große Gebäude, ne?
00:23:50: Zu der Zeit war es schon ganz schwierig, für viele Universitäten so eine Infrastruktur überhaupt aufzubauen.
00:23:56: Und wir wussten, mit dieser Fakultät spielen wir in einer anderen Liga.
00:24:02: Das war völlig klar.
00:24:03: Und Sie merken, ich bin heute noch völlig bewegt, wenn ich daran denke, das war im Sommer, zwei Tausendsechzehn.
00:24:10: Und am zweiten Dezember, zwei Tausendsechzehn hat Ministerpräsident Seehofer persönlich diese Fakultät dann eröffnet.
00:24:18: Also und dann war klar, wir treten in eine neue Ehre ein.
00:24:22: Wie geht's jetzt weiter?
00:24:24: Für mich war... Die große Arbeit erst mal abgeschlossen.
00:24:28: Wir haben dann Leute berufen, Frau Dekanen-Kartmon, die auch, ja, eine Gestalterin ist auf eine ganz, ganz eigene Art, die übernahm dann den Aufbau dieser medizinischen Fakultät.
00:24:41: Es musste viel gemacht werden, Verträge und alles Mögliche.
00:24:44: Ja, und ich war im Grunde in dem Moment wieder frei für irgendwas anderes.
00:24:48: Und überlegte mir, Was tun wir jetzt?
00:24:52: Wir sind noch nicht am Ende mit unserer Entwicklung.
00:24:54: Wir sind übrigens auch heute noch nicht am Ende.
00:24:57: Und dann habe ich mich wieder den Klima- und Umweltthemen zugewandt.
00:25:03: War dann auch im Konsozialrat des Schneefahnehauses.
00:25:07: Das ist auf der Zugspitze oben die Forschungsstation.
00:25:10: Da bin ich auch heute noch Mitglied.
00:25:13: Also ich selber in diesem Konsozialrat und die Uni natürlich als wissenschaftliche Einrichtung.
00:25:18: Und dann dachte ich, wir müssen jetzt noch im Zentrum gründen für Klimaresilienz.
00:25:24: Ja, das habe ich gelesen.
00:25:25: Darauf wollte ich auch hinaus.
00:25:26: Also, was bedeutet das Klimaresilienz?
00:25:29: Naja, also, ich meine, wir kennen alle die Klimaziele.
00:25:35: Wir ahnen alle, dass diese eng gesteckten Klimaziele so einfach nicht mehr zu halten sind.
00:25:41: Man muss sich schon Gedanken darüber machen, wie stark machen wir uns denn gegenüber den Folgen des Klimawandels.
00:25:51: Wir brauchen Frühwarnsysteme.
00:25:53: schien mir wichtig zu sein.
00:25:55: Wir brauchen aber eben auch Anpassungsstrategien im gesundheitlichen Bereich, im Bereich der Landnutzung und und und.
00:26:05: Also war klar in dieses Zentrum, und ich komme später noch dazu, warum wir das gründen konnten, in diesem Zentrum müssen unterschiedliche Disziplinen vertreten sein, die aus unterschiedlichen Perspektiven Diese Fragen der Klimaresilienz, der Anpassungsstrategien an Klimawandel-Entwicklungen erforschen können.
00:26:32: Das sind Geografen.
00:26:34: Das sind Atmosphärenforscher.
00:26:37: Das sind Mediziner.
00:26:39: Es sind aber auch Wirtschaftswissenschaftler, die die Welt merkte.
00:26:44: im Blick behalten müssen bei der Frage, wie investiert man eigentlich in nachhaltiges Wirtschaften?
00:26:54: Das betrifft die Aktienmärkte und vieles andere auch.
00:26:58: Wir brauchten Juristen.
00:27:01: Da geht es um das Thema Menschenrechte und Klimawandel, um die Frage, wenn zum Beispiel große Flüchtlingsströme, wie ist das eigentlich aus Klimagrunden?
00:27:12: Wie ist das eigentlich reguliert?
00:27:14: Lasserknappheit und ähnliches, ne?
00:27:15: Ja, wie ist das im europäischen Kontext reguliert?
00:27:19: Nicht so besonders gut.
00:27:20: Also Forschungsbedarf an allen Ecken und Enden.
00:27:24: Also kann man auf die glorreiche Idee all diese Leute in ein Zentrum zusammenpacken.
00:27:30: Der Freistaat lobte die Hightech-Agenda Bayern aus und wir kriegten Professuren und haben etliche von diesen Professuren da reingesteckt.
00:27:40: Also sie passten in dieses Profilzentrum mit der Medizin, mit dem Zentrum für Gesundheitsforschung, was wir schon hatten, mit unserem Wissenschaftszentrum Umwelt, was wir auch schon hatten.
00:27:52: Jetzt nun dieses.
00:27:55: Dann kam Corona dazwischen.
00:27:58: Was ja genau so was ist.
00:28:00: Ja,
00:28:00: das ist auch so was.
00:28:01: Eine
00:28:02: Pandemie wahrscheinlich wird ja genau, da wird drüber geredet bei der Klimaresilienz.
00:28:06: Wie wappnet man sich davor, Frühwandssysteme und so?
00:28:09: Absolut, ne?
00:28:11: Hat die Relevanz noch mal bestätigt.
00:28:13: Ja, eine Weltgesellschaft, die ja nicht isoliert vor sich hinlebt.
00:28:18: weiß ich, ob es überhaupt noch Kulturen gibt, die noch keiner gesehen hat, wird ja immer mal wieder behauptet.
00:28:24: Ich bin halt skeptisch.
00:28:26: Alle anderen haben was davon von diesen weltbewegenden Veränderungen, wie auch immer das im Einzelnen ausfällt.
00:28:35: Und gut, so, jetzt also, es wurde auch sogar ein Gebäude frei.
00:28:39: Jetzt sind die da drin in dem Gebäude.
00:28:42: Und ich schenkte den zum Einzug eine Ausgabe.
00:28:47: von Reise um die Welt, die großen James Cook-Kreisen des späten achtzehnten Jahrhunderts.
00:28:55: Es gibt schöne Prachtausgaben.
00:28:57: Mit dem Hinweis, man möge doch bitte so viel Mut und Abenteuerkreis
00:29:03: wie James Cook.
00:29:04: Sehr schön.
00:29:05: Georg Foster hat diesen großen Bericht verfasst von der Weltreise.
00:29:13: Einmal um den ganzen Globes sozusagen.
00:29:16: Und ... mit einfachen Mitteln.
00:29:19: Und diese Botschaft wollte ich da noch hinterlegen, dass man auch in schlechteren Zeiten diese Existenzthemen, die für uns alle so wichtig sind, Klima, Umwelt, Gesundheit, dann jetzt auch die Frage nach den großen Datenmengen.
00:29:37: Wir gründeten zwischendrin noch einen Zentrum, das heißt CARBS über den Umgang mit Daten insgesamt, Data Science.
00:29:47: Alles so Themen, die darauf hindeuten, dass wir nicht einfach uns vor uns hinworsteln, sondern dass wir sehr fokussiert sind auf Existenzthemen und die auch profiliert stärken.
00:30:04: So, jetzt kann man sich die Frage stellen.
00:30:07: So eine Universität wie diese hier hat höchstens zwanzigtausend Studenten.
00:30:12: Ja, jetzt haben wir ein paar hundert Professuren.
00:30:15: Kann man da überhaupt so ein Beitrag leisten, weltweit?
00:30:19: Oder ist das nur so ein kleiner Fleck irgendwo auf dem Erdball?
00:30:23: Aber auf der anderen Seite, wenn man, glaube ich, für Wissenschaft und für diesen gestalterischen Aspekt, wenn man da Interesse hat, dann muss man das da machen, wo man steht.
00:30:37: Und da war diese Universität ein ungemein geeigneter Ort.
00:30:42: Ich glaube, Sie können das jetzt nachvollziehen, dass für jemanden wie mich, die auch auf viele andere Abenteuereisen gegangen ist, ich habe mich eine Weile lang auch mal mit Inuit-Kulturen in Labrador und in der Fundland dann beschäftigt, dass so jemand vielleicht auch in gewisser Weise so ein geistiges Abenteuer sucht.
00:31:05: und nicht einfach vor sich hinverwaltet.
00:31:08: Schon was Fertiges vorhinverwaltet, genau.
00:31:11: Nee.
00:31:12: Meine Frage jetzt, Sie müssen wahnsinnig viele Entscheidungen treffen.
00:31:15: Ja.
00:31:16: Wie viel davon ist Intellekt und wie viel ist Bauchgefühl?
00:31:19: Das ist eine interessante Frage.
00:31:23: Also, es ist relativ vieles, muss ich ehrlich zugeben, intuitiv.
00:31:29: Mhm.
00:31:29: Allerdings bin ich bei ... wichtige Entscheidungen immer sehr gut vorbereitet.
00:31:36: Ich glaub, vielleicht kann man das so ... Ja.
00:31:39: ... so vermitteln.
00:31:41: Die Vorbereitung kostet viel Zeit, aber die ist keine Lösung.
00:31:45: Die Lösung entscheidet sich oft in dem Moment, wo ich in so einer Situation gefragt bin.
00:31:51: Mhm.
00:31:53: Das find ich spannend.
00:31:54: Weil das ist ja dann doch ein Job, der viel mit Forschung im Wiesersang Vorbereitung zu tun hat, aber das sind dann doch ihre Intuitionfolgen.
00:32:01: finde ich sehr schön.
00:32:03: Ja, die kann ja natürlich auch täuschen.
00:32:05: Aber bis jetzt hat es ja geklappt.
00:32:07: Aber auf rationaler Entscheidungen können täuschen.
00:32:09: Also da würde ich jetzt gar nicht so, dass dem einen den Vorzug vor dem anderen geben.
00:32:15: Ich glaube, sie brauchen schon einen soliden Dateninput.
00:32:19: Aber was man dann in einer geschnitten Situation draus macht, das weiß man vorher vielleicht nicht so unbedingt.
00:32:25: Jetzt haben wir zurückgeschaut, wenn wir jetzt mal ein bisschen in die Zukunft schauen wollen.
00:32:29: Also, mich persönlich würde jetzt zuerst interessieren, wie sind denn die Studierenden von heute?
00:32:35: Also, ich habe im Jahr zwölf mein Studium damals begonnen.
00:32:38: Da war die Digitalisierung noch nicht so weit fortgeschritten.
00:32:40: Ich weiß noch, ich habe im ersten Semester mein erstes Smartphone bekommen.
00:32:44: Das heißt, da gab es nichts mit Tablets und Bibliothek war so die Quelle des Wissens und noch gar nicht so das Internet, zwar natürlich auch, aber für die Hausarbeiten sind wir natürlich in die Bibliothek gegangen und haben dort Bücher gewälzt.
00:32:58: Das ist ja heute alles anders, Stichwort KI.
00:33:01: Ich würde aber gerne, bevor wir in die künstliche Intelligenz abtauchen, was ja auch ein Riesenthema für Hochschulen ist, gerne mal fragen, wie ist denn die heutige Generation von Studierenden und wie unterscheidet sie sich von den vorherigen?
00:33:14: Also die ganz junge Generation, die wir jetzt an der Universität haben, ist ein bisschen geprägt von Corona.
00:33:23: Das höre ich immer wieder, dass die Mitarbeiter und die Professorinnen und Professoren sagen, die hätten oft zu lange alleine vom Bildschirm gesessen und hätten ein bisschen Schwierigkeiten in das soziale System Universität.
00:33:44: einzukehren.
00:33:45: Da ist also ein Zusatzaufwand nötig, um das Lernen wieder in der Gruppe oder auch das diskutieren.
00:33:53: Das geht ja bei diesen Internetformaten ja verloren.
00:33:56: Also wenn alle nur von so kleinen Bildschirmen, Bildchen sitzen, dann fehlt natürlich das, was Universitäten ausmacht, nämlich die Diskursfähigkeit und das kritische Urteilsvermögen, was man sich erwirbt auch in der Reibung mit anderen.
00:34:12: Das, glaube ich, Das wird häufig berichtet.
00:34:16: Da muss man, glaube ich, auch eine ganze Menge tun, um das wieder zurückzuholen in die Universität.
00:34:22: Vieles kann man vielleicht auch nicht mehr so ohne weiter zurückholen, weil diese modernen Formate sind jetzt in der Welt und mit denen muss man sich jetzt auseinandersetzen und gucken, dass man das Beste daraus macht.
00:34:33: Das ist mal das eine.
00:34:35: Das Bildungsniveau wird ja von Bildungsforschern, da gibt es ja auch ganz aktuelle Studien jetzt aus dem Oktober.
00:34:41: Das sind allerdings neunte Klassler, denen wird ein etwas... abgesunkenes Bildungsniveau wahrscheinlich, vor allem in den Naturwissenschaften.
00:34:49: Okay, woran könnte das liegen?
00:34:50: Das weiß ich nicht.
00:34:52: Keine Ahnung.
00:34:53: Ich hab die Studie nicht wirklich in allen Details gelesen, aber es wird immer wieder mitgeteilt.
00:34:59: Es ist aber neunte Klasse.
00:35:00: Ich kann das jetzt nicht sagen, ob das sich bis zum Abitur so durchzieht.
00:35:04: Zumindest mal scheint es so zu sein, dass in den Naturwissenschaften die Leistungen nicht immer optimal sind.
00:35:12: Das bestätigen auch ... Unsere Fächer, die sagen also... Da ist mehr Hilfe nötig.
00:35:20: Und der Unterschied zwischen den schulischen Absolventen und dem, was an der Uni verlangt wird, wird größer.
00:35:27: Also dagegen muss man wahrscheinlich in einem Land, wo Bildung wirklich die größte Ressource ist und wissen, muss man wahrscheinlich gegensteuern.
00:35:35: Woran das liegt, kann ich Ihnen nicht sagen.
00:35:37: Das müssen die Bildungsforscher beantworten.
00:35:39: Aber da scheint es einen Trend zu geben, den man, glaube ich, umkehren müsste.
00:35:44: So, was Lese und Schreibfähigkeit angeht.
00:35:47: Da fragen Sie jetzt ganz die falsche, denn ich bin eine reiswolfartige Leserin und Sie haben gehört, dass ich mich früher auch schon mit viel mit dem achtzehnten Jahrhundert befasst habe.
00:35:59: Ich war auch selber viel in Archiven und habe Originalliteraturen aus diesen Zeiten gelesen, auch in Fremdsprachen.
00:36:08: Und das Vertiefen in, sozusagen in Lektüre ist für mich ein ganz wichtiges Elixir.
00:36:18: Auch Lesen von Originalen.
00:36:20: Es wird sicherlich Studierende geben, die das auch heute noch gerne machen.
00:36:24: Das Lesen ist bestimmt nicht weg, das glaube ich nicht.
00:36:27: Aber das Internet neigt natürlich zu einer gewissen Flachheit, das muss man schon sagen.
00:36:34: Wenn man Dinge zum Beispiel auch in KI-Programme eingibt, wo man sich selber auskennt, stellt man fest, dass es sehr fehlerhaft.
00:36:44: Und das macht mir ein bisschen Sorgen, muss ich ganz ehrlich sagen.
00:36:47: Wo läuft das denn hin, wenn das die einzige Quelle danach her ist?
00:36:51: Und niemand mehr da ist, der kritisch über diesen Quellentyp reflektieren kann und sagen kann, also, dieses ... Einer meiner Brüder, der Klavierbauer, erzählte mir neulich, dass er ein Klavier gesehen hat bei einer Kundin.
00:37:06: Und die hat gesagt, ja, im Internet stand das ist ganz alt, also aus den Zwanzigerjahren.
00:37:12: Mein Bruder sah dieses Klavier und sagte, nein, das ist niemals aus den Zwanzigerjahren.
00:37:16: Das ist nach dem Krieg gebaut, ich weiß das.
00:37:19: Weil ich kenne die Marke, ich kenne das Klavier, kein Problem.
00:37:22: Nein, nein, nein, sie hat aber darauf bestanden, das ist ganz alt.
00:37:25: Dann haben sie halt nachgeschaut, die Typen Nummer und die Seriennummer, es war aus den Zwanzigerjahren.
00:37:30: Also, und wenn da keiner mehr dann ist, der, sozusagen, reflektiert über richtig und falsch in dieser Art von Informationsquelle, dann kann ich mir vorstellen, könnten wir gewisse Probleme kriegen.
00:37:46: Und sonst ist die Jugend genauso schlau wie alle Jugend ... Das ist Kohorten vorher.
00:37:52: Die machen vielleicht noch was anderes.
00:37:54: Gibt es Studiengänge, die wirklich abgesunken sind im Vergleich zu anderen?
00:37:58: oder unbeliebter geworden sind?
00:38:00: Unbeliebter geworden, will ich so nicht sagen.
00:38:04: Also wir haben immer noch sehr starke Nachfrage im Lehramt zum Beispiel.
00:38:08: Wir haben starke Nachfrage in der Betriebswirtschaft, in den, ja, etwas weniger vielleicht in harten Naturwissenschaften.
00:38:16: Gut, aber da war vielleicht eh nicht jeder dafür geeignet für Physik und Grundlagen.
00:38:21: Mathematik, also vielleicht ist das da auch nicht so dramatisch.
00:38:25: Aber dass die Nachfrage irgendwo eingebrochen wäre, kann ich so auch nicht sehen.
00:38:30: Und die künstliche Intelligenz bei der Prüfungsstruktur.
00:38:33: Wie kann man sich denn das jetzt vorstellen?
00:38:38: Es kam ja wirklich mit einem Clash.
00:38:40: Zumindest hat sich das ja für uns alle so angefühlt, die sich damit beschäftigen, wissen, nein, Das kündigt sich schon seit Jahren
00:38:46: an.
00:38:46: Aber gefühlt
00:38:47: war es wie ein Clash.
00:38:49: Von heute auf morgen war dieses Chatchi-Petit da.
00:38:52: Wie machen Sie das?
00:38:53: Wir
00:38:53: haben es nur nicht verstanden, weil Corona dazwischen war.
00:38:56: In der Zeit hat sich das tückischerweise entwickelt.
00:38:59: Und wir haben das nicht so richtig realisiert.
00:39:01: Klar war das für uns schon da.
00:39:03: Es ist genauso, wie das jetzt in Ihrem Hinterkopf sich abbildet.
00:39:07: Die Leute machen wahrscheinlich relativ viel mit KI.
00:39:11: Man muss stichten, einfach neue Prüfungsformate finden.
00:39:14: Das ist eine richtige Herausforderung, denn ich meine, die machen sich auch nicht von heute auf morgen.
00:39:19: Und die Frage stellt sich natürlich schon, was wollen wir nachher wirklich abprüfen?
00:39:23: Insofern ist das gar nicht so schlecht, finde ich, weil es auch eine gewisse Reflexion darüber bedeutet.
00:39:30: Was genau ist eigentlich das Wissen der Zukunft?
00:39:34: Das lässt sich jetzt nicht so mit einem Wort beantworten, aber die Frage, ob man wirklich Wissen, wie in alten Zeiten generiert.
00:39:43: Oder ob Wissen mit Hilfsmitteln anders ausschaut.
00:39:47: Oder ob ganz anderes Wissen eine Rolle spielt.
00:39:50: Wer weiß es?
00:39:51: Aber das ist, das muss ich ganz ehrlich zugeben, für Universitäten und für Schulen und für viele Bildungseinrichtungen ist das eine echte Herausforderung.
00:39:59: Ich kann mir auch vorstellen, dass es darum geht, eher wie man das integriert, das lernen und was ... man für eine neue Form des Lernens finden kann, weil wenn ich mich daran erinnere, ich bin ein sehr effizienter Mensch, aber auch ein fauler Mensch.
00:40:12: Für mich schließt sich das nicht aus und ich habe immer für die Prüfungen ein Kurs vor knapp gelernt.
00:40:18: mir alles wissen, was irgendwie ging, auswendig beigebracht.
00:40:22: Da ist nicht viel übrig geblieben, außer bei den Fächern, in denen mich Brent interessiert haben, wo ich eine Leidenschaft hatte.
00:40:28: Da ist eben die Frage, ist es denn das wirklich noch, dass man das Wissen anhäuft und wiedergibt, oder ist es vielleicht besser, Ich weiß es nicht, etwas zu interpretieren, was man in der Prüfung bekommt.
00:40:43: Wahrscheinlich war das noch nie gut, irgendwas ins Kurzzeitgedächtnis hineinzubringen, was eine halbe Stunde später dann schon keine Gültigkeit mehr hat.
00:40:52: Auf der anderen Seite würde ich Ihnen an einem Punkt widersprechen wollen, ein Grundlagen Wissen zu haben.
00:41:00: Zum Beispiel in den historischen Disziplinen.
00:41:04: Dass man die Epochen auseinanderhalten kann.
00:41:07: Dass man die großen politischen Konfigurationen in der europäischen Geschichte, dass man die doch parat hat.
00:41:16: Was weiß ich von der Römerzeit bis jetzt und so weiter, also die großen Systeme doch selber auch noch kennt und beurteilen kann.
00:41:25: Also ohne oder in der Germanistik, dass man die bedeutendsten Schriftellerinnen und Schrifteller vielleicht kennt, die die europäische Kultur geprägt haben, auch in den Naturwissenschaften natürlich.
00:41:38: Also ohne ein gewisses solides Grundwissen, wichtig für die Geologie, für die Geografie, für die Botanik, für die Medizin, die lernen ja faktisch nur.
00:41:51: Da könnte man vielleicht in Zukunft das Andersgestalten, das mag sein.
00:41:56: Aber reines Interpretieren funktioniert wahrscheinlich deswegen auch nicht.
00:42:03: Sie müssen auf irgendeiner Grundlage ja interpretieren.
00:42:06: Die
00:42:07: muss man erst mal aufbauen.
00:42:08: Wo holen
00:42:09: Sie die her?
00:42:10: Insofern ändert sich das mal, dass man da mit einem gemischten System vorangeht.
00:42:17: Aber ich glaube, man kommt.
00:42:21: um ein gewisses Lernen einfach nicht drum herum.
00:42:24: Und sie haben ja auch gesagt, dass was sie interessiert, das haben sie auch richtig gelernt.
00:42:28: Das andere ja nur für die Prüfung sozusagen.
00:42:31: Das ist ja auch ein Klassiker.
00:42:33: Gleichzeitig natürlich musste ich auch durch die Sachen durch, die mir nicht so gefallen haben.
00:42:38: Mittwoch Deutsch
00:42:39: zum Beispiel.
00:42:40: Obwohl ich das interessant fand.
00:42:42: Aber bei mir waren es eher die naturwissenschaftlichen Sachen, wo ich mich durchgequält habe.
00:42:45: Und natürlich heute auch noch immer im Beruf.
00:42:47: Jeder hat ja Sachen, die er nicht gerne macht.
00:42:50: Und man muss... dann vielleicht ist das auch eine Resilienz beim Lernen.
00:42:54: Man muss das einfach lernen, sich da durchbeißen zu können und nicht gleich aufzugeben.
00:42:59: Ja, eben.
00:43:00: Und auch diese Frustrationsschwellen, mal zu überwinden.
00:43:03: Mein Erwachsene müssen das in irgendeiner Weise auch beherrschen.
00:43:08: Dass nicht immer alles gleich glatt geht.
00:43:10: Und man hat, wenn man Lösungen sucht, was meinen sie, wie viele Frustrationen wir in der Zeit hatten, als wir die Medizinfakultät aufbaut mit dem hohen Risiko, dass das vielleicht überhaupt nichts hört.
00:43:20: Also, da braucht man auch eine gewisse Resilienz, um sich sagen zu können, das machen wir jetzt.
00:43:27: Egal, ob da jetzt das Resultat kennen wir nicht.
00:43:31: Was für eine Rolle spielt Mut in ihrem Job?
00:43:33: Ja, viel.
00:43:36: Zumindest für mich.
00:43:37: Ich weiß jetzt nicht, wie es anderen geht.
00:43:40: Aber sie müssen schon immer Mut ... beweisen.
00:43:45: Das ist, glaube ich, schon wichtig.
00:43:47: Sie können natürlich auch alles zurückhalten und sagen, oh, ich gehe auf Nummer sicher.
00:43:51: Wir ändern am besten gar nichts.
00:43:53: Dann haben wir auch die Risiken nicht.
00:43:56: Aber in meinem Fall glaube ich schon, dass Mut eine größere Rolle spielt.
00:44:02: Jetzt komme ich schon zur letzten Frage.
00:44:04: Wenn Sie jetzt weiterschauen, fünfzehn Jahre in die Zukunft noch mal, was würden Sie sich denn wünschen?
00:44:09: Das Jahr zwei Tausend Vierzig, meinen Sie jetzt ungefähr?
00:44:14: Dass der Klimawandel nicht weiter voranschreitet, wir mit unseren Forschungen dazu beitragen können, dass wir ein bisschen was besser machen in dem Bereich.
00:44:24: überhaupt, dass die Wissenschaft dazu beiträgt, dass die Forschung insgesamt Forschung am Menschen und für den Menschen bleibt und sich nicht abhebt.
00:44:35: Das halte ich für ganz wichtig.
00:44:37: Natürlich, was jeden von uns umtreibt, ist die Stabilität der politischen Systeme.
00:44:43: Eben der westlichen Demokratien in dem Fall.
00:44:45: Da hätte ich mich sehr viel mit Amerika im Moment befasse, durchaus bedenken.
00:44:51: Und da wird es viel Anstrengung und viel Kraft zukünftiger Generationen brauchen, um eine solche Errungenschaft wie eine Demokratie hier bei uns stabil zu halten.
00:45:07: Das halte ich schon für eine der großen Herausforderungen.
00:45:09: Und ich hoffe, dass man es in den Jahren ist, dass man es noch sagen kann, ja, wir haben das geschafft.
00:45:14: Sehr schön.
00:45:15: Und für alle Zuhörerinnen, die noch nicht genug bekommen konnten, Sie an der Uni haben ja eigene Podcasts auch, wo Sie auch sehr oft zu Gast sind.
00:45:23: Ich habe auch schon geschauten Forschungs-Podcasts, aber auch noch andere.
00:45:26: Vielleicht können Sie da noch ein, zwei Sätze drüber verlieren.
00:45:29: Ja, das kann ich gerne machen.
00:45:30: Wir haben uns vor einiger Zeit entschieden, eigene Podcasts zu machen.
00:45:36: Ich bin im Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unserer Universität und wie es für unsere Netzwerk-Universität so sein muss, aus allen Disziplinen.
00:45:47: und befrage die zu ihrem Werdegang, genauso wie sie es jetzt auch gemacht haben, zu ihrem Werdegang, zu ihren Interessen, zu ihren Forschungsthemen und zu ihren Zukunftsperspektiven.
00:45:57: Sehr schön.
00:45:57: Also wir verlinken das in den Shownotes, also alle können gerne reinhören und ich bedanke mich bei Ihnen, Frau Dr.
00:46:04: Döring-Manteufe, für dieses interessante Gespräch.
00:46:06: Vielen
00:46:07: Dank.
00:46:07: Vielen Dank, Frau Buckner.
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